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Schwule Nazis


In Barcelona auf dem Wohnungsmarkt sagt man "gay friendly", was mich auch beschreibt, 

jeder soll sein Ding machen solange er keinem auf die Nerven geht.

In meiner WG damals gab's mal Espresso, serviert von JuanitoBoi im Balletröckchen und

vollständig durchgetuckt. Is' doch lustig, der Kaffe war gut, und ich hab' mich königlich amüsiert.

"Mein Magen hat's toleriert."*

Es gibt aber auch Andere und es ist wichtig, dies zu wissen.

Die Realität ist immer ambiguitiv und voller Paradoxien und nur in Ausnahmen dialektisch. 

Wie bei Darwin, gewöhnt euch das mal ab.

Hegel, Darwin, Arschbomber Marx.

Das ist alles noch prä-EinBohr+HeisenPlanck; Newton'sche Alchemie; sowas von imperial 19.Jh.

Wahrheit oder "die wahre Geschichte" ist eine ungerade Zahl.

Grundsätzlich unscharf und kaum exact zu messen und relativ sowieso.

Und so klein kannst du gar nicht kucken solange du nicht drin steckst.


Das die Hälfte der SA-Führung schwul war, war ebenso bekannt wie akzeptiert vor 100 Jahren.

Heute scheint das weniger bekannt zu sein, deshalb mein kleiner Aufsatz.

Homosexualität im dritten Reich war gesellschaftlich durchaus anerkannt,

wenn auch nicht legal akzeptiert natürlich-

ein "höhöhö" war vielleicht nicht das schlimmste Vorstellbare, 

aber der allgemeine gesellschaftliche Konsens war so.

"Deshalb" hat sich niemand einen runtergeholt, nicht mehr als irgendein Kleinbürger heute.

Das wilde Weimar war noch nah.

Es gab Schwulenwitze in den Zeitungen,

und wer auch nur einen Funken psychologischer Kenntnis hat,

weiss das dies eher ein Zeichen von Respekt ist als irgendetwas Anderes.

Man akzeptiert oder anerkennt zumindest den Anderen in seiner Andersheit,

mit welcher Haltung auch immer.

Das sich diese Relation der sexuellen Orientierung auf die SA beschränkte ist eher unwahrscheinlich, 

es war nicht "da wo die Schwulen hingehn", soweit ich weiss jedenfalls.

In der gesamten NS-Oberschicht muss das ähnlich gewesen sein.

Etwas an "der Bewegung" hatte magische Anziehungskraft auf schwule Führungskräfte

(woran erinnert mich das..), dieser Aspekt der NS-Verbrecher ist meines Wissens

völlig unterbeleuchtet; es war auch ein Phalluskult.

Der Unterschied zwischen Ideologie und Wirklichkeit war nirgends so gross wie bei den Nazis und das

wurde auch erkannnt.

"Blond wie Hitler, flink wie Goebbels und hart wie Himmler"; ein Witz.

Dasselbe gilt natürlich auch für alle anderen "arischen Tugenden".

Der reale Arier war ein Spitzel, Rückenstecher und DenunziantIn,

heldisch wie Wagner auf Fentanyl.

Bigotterie und Doppelmoral in Reinstform, made in germany-und da hat das noch was gezählt!

Die Vorstellung (um einmal das dämliche "Erzählung" unbedarft serviler KolonialÜbersetzer

aus dem Wortschatz zu remigrieren; die Formulierung "Märchen erzählen" 

gibt es schon), das Homosexuelle wegen ihrer Homosexualität verfolgt wurden,

ist unhistorischer Unsinn und eine völlig verzerrte Darstellung der Wirklichkeit.

Es traf durchaus auch Schwule-aber nicht wegen des Schwulseins,

sondern wegen stereotypischer physischer Feindbilder.

Das können wir heute noch sehr gut.

Faschisten hassen alles was nicht mittelmässig ist, das kann jeden Kreativen oder Krüppel erwischen.

Die sind da sehr flexibel.

Feminine Schwulissimos waren also mit Sicherheit nicht en vogue,

eher die klassisch griechischen Kampfschwänze;

und natürlich reden wir hier nicht von öffentlicher Pimmelshow mit Hundemaske.

Dazu kommen wir später.

Ich will nicht wissen, was auf der Wannsee-Konferenz sonst noch so los war.

Das heute kolportierte Bild der NS-Zeit ist ein ideologisch übersteigerter Popanz,

gekapert von der anderen totalitären Fraktion-den Kommunisten;

eine VR-Projektionsfläche für alles was man als den heutigen politischen Feind identifiziert.


PS.: Der damalige Homosexuellen-Paragraph bestätigt nur die Untiefen der menschlichen Natur; 

neben dem Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit;

selbstverständlich verkauft man Angehörige der eigenen Minderheit,

wenn sie gar nicht so wahrgenommen werden, wenn der Lohn hoch genug ist, aber selbstverständlich.

Das wäre nicht das erste mal. Die generelle Opferlegende ist genauso unzutreffend und irreführend 

wie die des brutalen Mannes und der unschuldigen Frau; Ilse Koch war kein Einzelfall

und das Denunziationstelefon wurde überdurchschnittlich oft von den Damen der Schöpfung bedient.

So einfach ist es dann nicht, die Welt in hart und weich aufzuteilen; gut und böse, schwarz und weiss.

Hätte man erwarten können.

Sie propagieren die Charaktere die zuallererst dabei gewesen wären.


Zusammenfassend lässt sich also durchaus darstellen,

das der braune Terror einen deutlichen homosexuell sadistischen Aspekt hatte,

was der heutigen politisch-ideologischen Darstellung dieser Zeit doch sehr widerspricht;

Geschichtsklitterung.

Das kann ich mir vorstellen, das denen das peinlich ist.

Das scheinbar unausrottbare Faszinosum, das der braune Wahn auch heute noch weltweit darstellt,

hat vielleicht auch etwas damit zu tun.

So sieht eine Diktatur aus, die von Perversen geführt wird.

Da hat sich auch der Eine oder Andere was eingeführt, was lustig macht, 

so wie gewisse deutsche "Antifaschisten" heute, wahrscheinlich sogar dasselbe Zeug.

Der Begriff "Panzerschokolade" hat so eine ganz neue Nuance, a G'schmäckle.

Neue Wege gehn, Tabus brechen, dunkel schillernd, Unsagbares tun, 

zu neuen Ufern! Revolutionär.

Juicy.



* Gerhard Polt: "Toleranz"